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 Via Mala

Eindrücke von Skitouren am Hinterrhein ,Januar 2003

„Heftig atmend schiebe ich den Ski durch den tiefen, aber gleichzeitig so holzig- verfestigten Triebschnee, die Spurkante ist messerscharf . Obwohl der Neigungsmesser für diese kurze Hangpartie nur knapp über dreißig Grad ausgeworfen hat, unter und knapp über mir schon wieder eine Verflachung ansetzt, ist das hier trotzdem ein blöder Moment. Ich sehe mich nochmal um, unschuldige Hänge  und harmlos ausschauende Wellen, durch die meine Spur in runden Bögen hin- und her mäandert bis zur Spitzkehre knapp hinter mir.
Rein rational betrachtet kann dieses Hangstück eigentlich nicht abgleiten, doch die Sensoren haben schon längst Alarm geschlagen und treiben den Adrenalinspiegel in die Höhe. Als beim nächsten Schritt endlich dieses längst erwartete, hässlich durchdringende Wwhhuuumm kommt, der Strukturbruch durch die Schneedecke zuckt, ist es fast erlösend, denn nicht nur die Spannung in der Schneedecke hat sich damit reduziert. Natürlich hat sich der Hang bis auf ein paar kleine Risse nicht gerührt, ist ja viel zu flach und strukturiert hier, das Ratio hat Recht behalten. Persönliche Erfahrung, Augenschein im Gelände ringsum und die Statistiken der Lawinenpäpste sagen: so ein Hang gibt kein Schneebrett her.

 

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Unterwegs über Hinterrein zum Valser Berg

Trotzdem; immer möchte ich so nicht Skitouren machen müssen, ein entspanntes, meditatives Steigen ist das so nicht. Gottseidank war das die letzte derartige Stufe, eine flache Terrasse bringt uns zum abgeblasenen Gipfelhang des Valserberges, nördlich überm Bernardino- Nordportal gelegen.“

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Harmlose Hänge, unschuldiger Schnee und häßliche Whumm- Geräusche

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Blick zum Chilchalphorn (li) und zum Piz Tambo (oben

Impressionen vom Wochenende vor unserer AV- Tour nach Graubünden, die nicht gerade ein unbeschwert beflügelnde Vorfreude auslösen. Deswegen langes Hin- und Her vor dem festgesetzten Termin Anfang Februar: Der Lawinenlagebericht verharrt weiterhin aud einem scharfen Dreier , Vorhersage für nochmalige Schneefälle und die Erfahrungen vom Wochenende davor im tiefer Triebschnee und mit häufigen Setzungsgeräusche - diese Aspekte stehen dem im skilosen Frühwinter aufgestauten  Auftrieb gegenüber.
Schließlich deutet sich an, dass die Schneefälle inneralpin schwächer ausfallen würden und zumindest ein schöner Samstag herausspringen müsste, ein kurzer ins Büro fallender Sonnenstrahl im Augenblick der Entscheidung –„ jetzt oder verschieben „- gibt den endgültigen Ausschlag für grünes Licht. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Die Vorausabteilung am Freitagmorgen besteht zwar nur aus mir und Simone und bei der Fahrt durch die matschig- versalzenen Autobahnen brauchen wir mehr Scheibenreiniger als Diesel, aber in Hinterrhein begrüßt uns Sonnenschein. Im freundlichen Licht ziehen wir unsere Spur hinauf in die Wellen unterm Chilchalphorn und der Gedanke, der für den Samstag zu erwartenden Chilchalp –Prozession die Hänge schon ein bisschen zu verspuren, löst eine leise Schadenfreude aus. Nach den steileren Rücken des Starthanges navigieren wir uns durch die strukturierte Buckellandschaft. Zwar decken 20cm harmloser Neuschnee die Hänge, doch das Wissen um die darunter liegenden Triebschneeansammlungen verlangt nach sorgfältiger Routenwahl, aber es findet sich auch immer ein Weg im unter 30 Grad Gelände. Nach zweieinhalb Stunden ist aber plötzlich das Licht aus und somit der Umkehrpunkt festgelegt. Schlagartig stehen wir im perfekten Whitout und es kostet einige Mühe, sich der Aufstiegsspur entlang zurückzutasten, bis endlich wieder der Talboden zu sehen und wieder an vernünftiges Skifahren zu denken ist. Beim leckeren Cappu im Gasthaus Schwert in Andeer wärmen wir unsere Knochen wieder auf und steuern dann die Straße hinauf in das pittoreske Bündnerdörfchen Mathon, wo wir uns im Schulhaus angemeldet haben.

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Morgenstimmung in Mathon

 Helle Begeisterung ob des schönen Ortes und des originellen Quartieres, die Wartezeit bis zum Eintreffen der Haupttruppe verkürzen wir uns mit dem Versuch, das Auto wieder hoch auf die Hauptstraße zu bekommen und dem Aufziehen der Ketten, weil’s dies nicht ohne gelingt. Obwohl der Rest erst sehr spät eintrudelt allgemein aufgekratzte Stimmung und wir schaffen es auch, die Weinvorräte für´s ganze Wochenende gleich an diesem Abend zu vernichten.
Am Morgen scheint die aufgehende Sonne ins große Klassenzimmer im Parterre und beleuchtet so die Startprozedur und das Aufziehen der Felle. Güga erkundet beim Start durchs Dorf die Weinvorräte im örtlichen Gemischtwarenladen und reserviert gleich mal den halben dortigen Dole- Vorrat für die Rückkehr. Durch 30cm flockigen Neuschnee ziehen wir die Spur hinauf zu den Maiensässen über der Waldgrenze und unterm Einshorn. Eine Nebelbank verdeckt kurzzeitig die Sonne und lässt uns die 15 Miese deutlich spüren. In den sanften Wellen weiter oben wärmt aber der Planet wieder und kurz vorm Gipfelhang hat dann auch die Einsamkeit ein Ende, als wir auf die Spur vom Nachbarort Lohn aus stoßen. Die Gruppe vor uns spurt unverdrossen ohne Entlastungsabstände in den einzigen steileren Hang der Tour, der hier doch knapp35 Grad aufweist. Wir folgen mit lehrbuchmäßigen Entlastungsabständen und oben gibt’s herrlichen Rundblick vom Tödi über Calanda, Rätikon und Tinzenhorn bis zum Surettahorn und Pizzo Tambo, dahinter Bernina und Bergell. Nur nach Westen versperrt der nahe Piz Beverin die weitere Sicht, dafür bietet ein windgeschützter Platz im Schneekolk direkt unterm Gipfel Voraussetzung und Anlass für eine ausgedehnte Rast.
Die Abfahrt – der Schnee ist im Vergleich zur Vorwoche doch deutlich besser gesetzt und tragfähiger – ist trotz der geringen Hangneigung durchaus stimulierend, vor allem, da in unsere Richtung die Hänge noch jungfräulich sind. Man ist sich jetzt schon einig, dass dieser Spatz so mancher Taube das Wasser reichen kann. Bei den Maiensässen trennen wir uns, die Weinkäufer müssen rechtzeitig zum Ladenschluss unten sein, die Mädels tanken noch Sonne auf der Hüttenbank und die Unverbesserlichen starten zum Refelling. Wir Refeller haben noch eine andere Anstiegsroute Richtung Gipfelhang entdeckt, die uns mit unverspurten Hängen die Illusion eines  unberührten Berges vorgaukelt. Kurz bevor die Sonne hinterm Beverin verschwindet, reißen wir ein zweites Mal an diesem Tag die Felle von den Skiern und genießen zusätzliche 600 Höhenmeter Abfahrtsgenuss im traumhaften Licht der tiefstehenden Sonne.

Am Abend gibt es Spaghetti Arrabiata spezial a la Güga, ausreichend Wein und am Sonntag morgen nochmals Sonne. Diesmal queren wir nach einer halben Gehstunde weiter nach Westen hinüber und ziehen den breiten Rücken hinauf zum Fuß des Beverin Südgrates. Die Sonne will nicht mehr recht durchkommen, es schneit leicht und zieht empfindlich. An einer kleinen Hütte vor dem steilen Hang hinauf zur Beverin- Südabdachung lassen wir es gut sein. Der Schnee ist oben etwas wechselhafter, dafür fahren wir unten noch ein paar schöne Hänge und die letzten Schwünge legen wir sozusagen in den Schulhof. Sowohl von den Spagetti als auch vom Dole ist am Abend noch was übrig geblieben und damit wird ein gelungenes Wochenende würdig beschlossen .

Und dann hatte Güga noch diese Idee mit der “Dekulinarisierung der AV- Touren”.
Näheres folgt, seien wir gespannt..........
Hauptsache, ich muss nicht wieder die “Charlottenrädchen*” für das komische Rotwein-Dressing aus dem ganzen Berg mit geschnittenen Zwiebeln heraussuchen.

* für Leute, die ähnlich wie ich auch durch eine radikale “Dekulinarisierung” kaum tiefer sinken können: Charlotten sind so kleine rote Zwiebeln

 

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