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 Zone 40

Zone 40

Die erste Tour am Zapfen – als Erschließer hat man´s nicht leicht

Episoden bei der Erstbegehung der Zone 40  - 1999

Von Rainer Treppte

die allererste Tour am Zapfen wurde gleich wohl die beste, aber nicht gerade die leichteste, was Kletterschwierigkeiten und Erschließungsgeschichte angeht.

Samstag, den 3. Juli: Nach einer knappen Stunde radeln stehen wir fassungslos vor einem riesigen Lawinenkegel am Parkplatz der Memminger Hütte. Wie aus einem Gletschermaul kommt der Parseier Bach aus den Lawinenresten herausgeschossen. Aber alles hat seine guten Seiten, und so laufen Windy und ich staunend über die Massen von Schnee gemütlich in Richtung Freispitze. Naja, unsere Rucksäcke sind alles andere als gemütlich: Hilti, Akkus, Seile, Schlafsack sowie Essen und Trinken für 2 Tage! Den üblichen Boxenstopp an der Schafgufel sparen wir uns und gehen gleich weiter zum "Bahnhof Buchloe", Ein großer Felsblock zwischen Freispitz Südwand und dem Ostsporn der Roten Platte. Mein geliebter Biwakplatz, wo man früh von der Sonne geweckt wird, während die anderen Kletterer schon das Parseier Gries in Richtung Freispitzscharte hochschwitzen. Dieses Mal haben wir leider Pech. Der letzte Superwinter schlägt uns hier sogar Anfang Juni ein Schnippchen. Meine Materialtonnen, etwas abseits versteckt; sind nicht zu finden, zuviel Schnee! Ich habe zwar an eine Schaufel gedacht, aber bei diesen Schneemassen können wir froh sein, einen Platz unter dem Block zu finden. Es ist Mittag, und wir entscheiden uns für die Route "Kronjuwel" an der Freispitze. Wir staunen beide. Was wir vor Jahren noch als einen sicheren Standplatz anerkannt hätten, ist heute ziemlicher Schrott. Man ist eben verwöhnt, oder besser: die Zeiten haben sich geändert. Mit nur einem alten Bohrhaken und einigen uralten Sanduhrschlingen als Stand ist uns nicht mehr wohl. Aber der Fels lässt uns in bester Laune die Route genießen. Anders sieht es aber im Biwak aus. Ohne Kocher kommt nicht so recht die große Gemütlichkeit auf. Windys Kommentar ist nur: "Es muss ja nicht immer schmecken!" und würgt seine Toastscheiben hinunter. Zum Glück haben wir etwas Bier und Rotwein dabei, und so liegen wir bald im "leichten Nebel" unter dem tropfenden Biwakblock.

Am Morgen brauchen wir nicht lange zum Aufstehen. Wie heißt es so schön: Steter Tropfen höhlt den Stein. Bei uns könnte man sagen, steter Tropfen füllt den Schlafsack. Wir waren nass bis auf die Haut. Aber was soll's, es ist bereits bestes Wetter. Die Sonne wärmt und trocknet uns. Windy knabbert an seiner letzten Toastscheibe und zum Nachspülen gibt's noch etwas "Traubensaft" vom Abend. Heute wollen wir in meiner 1998 angefangenen Neutour an dem Ostsporn der Roten Platte klettern. Nach ca. 70 m stehen wir unter der Wand. Gerade der richtige Anmarsch für uns nach dem gestrigen Abend. Die ersten 6 Klettermeter sparen wir uns. Mein zweiter Bohrhaken steckt einen Meter unter der Schneeoberkante. Nach der ersten Seillänge beginnen meine Fixseile, bis zur fünften Länge. Wir aber wollen klettern und lassen die Fixseile hinter uns im Freien baumeln. Die dritte Länge versuche ich das erste Mal zu punkten, aber schon im zweiten Haken muss ich hängen, und so geht es weiter bis zum großen Band nach dem Überhang. So schwer können 10 Meter sein und die Grifffolge ist auch anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Nach knapp 50 m hänge ich völlig ausgepumpt am Stand und Windy kommt nach. Ich freue mich über sein Lob über die bisherigen Klettermeter. Nach einem jämmerlichen Versuch, die 4. Länge zu klettern, muss ich nach 15 Metern passen. Aber es sieht nicht so schlecht aus. Wir seilen ab und prüfen dabei die Fixseile auf Beschädigungen vom Winter. Heute war nicht unser Tag.

Tage später bin ich wieder da und kann endlich mein Depot ausgraben. Dieses Mal sind Peter und Henrik dabei. Es ist Samstag Abend, der Kocher faucht und wir freuen uns über unser schönes Fleckchen Erde. Heute haben wir am 4. Standplatz in meiner Tonne Haken, Hammer und Bohrmaschine belassen, so dass es morgen leichter ist, zum höchsten Punkt zu jümarn.

Sonntag: Wir sind am Ende der Fixseile und es geht wieder ins Neuland. Wie immer dauert es seine Zeit, bis man endlich wieder klettert. "Was ist jetzt los? Das kann doch nicht wahr sein"!! Der Akku ist leer, gerade mal drei Bohrhaken gebohrt. Ich hänge im Cliff an einer winzigen Zacke. Peter sichert mit dem Grigri und wechselt den Akku. Aber was ist das? Schon am Leerlaufgeräusch erkennen wir, dass auch der zweite Akku leer ist! Ich hole die Bohrmaschine zu mir hoch und versuche es trotzdem, einen Bohrhaken zu setzen. Gerade mal die Hälfte der Bohrlochtiefe schafft der Akku, dann gibt er den Geist auf. Was soll´s, zum Ablassen reichts. Ich schwebe zu Peter hinunter und wir packen, über die Akkus schimpfend, unser gesamtes Kletterzeug in die Tonne. Schnell sind wir an en Fixseilen unten, und beim Kaffee im Biwak 1 wird über Strom, Spannung und Kapazität gefachsimpelt. Henrik, unser Elektriker, verspricht eine Lösung für das Akkuproblem zu finden, und so rutschen wir etwas sauer über unser langsames Vorankommen talwärts.

Samstag: Wieder hänge ich an ein paar kleinen Zacken und ziehe die Hilti zu mir hoch. Der Elektriker hat gehalten, was er versprochen hatte, und so ist in 60 Sekunden ein Loch gebohrt und kurz darauf hänge ich sicher in einem Bohrhaken. Diese Mal ist Markus mit dabei. Er sitzt gemütlich auf der Tonne und schiebt sich ein Nimm 2 nach dem anderen in den Mund. Es ist ziemlich spät, als ich nach 45 m einen Stand bohre.Markus jümart nach und ich hole die Tonne zum Stand. Am Sonntag klettern wir noch eine Seillänge, dann beschließen wir die Tour zu beenden, da die Felsqualität stark nachlässt*. Ein Wandbuch wird gesetzt und die Abseilpiste eingerichtet. Ich bin überglücklich und freue mich auf das nächste Wochenende, wenn ich mal ohne Bohrmaschine einsteigen kann. Als ich die Fixseile aus der Wand nehme, hoffe ich, dass ich meine Route überhaupt hochkomme.

Sechs Wochen später schreibe ich mich wieder ins Wandbuch ein. Ich bin zufrieden. Bis auf die 6. Länge konnten wir alles rotpunkt klettern. Die 3. SL habe ich in zwei Längen aufgeteilt, um den enormen Seilzug zu reduzieren. Wie so oft konnten wir uns nicht festlegen, welche Schwierigkeiten die einzelnen Seillängen haben. Aber ich glaube, wichtiger als der Schwierigkeitsgrad ist ohnehin die Felsqualität, die Linie und die Absicherung einer Route.

"Zone 40" hat sicherlich gute Vorraussetzungen, eine beliebte Route zu werden. Benötigt werden gerade mal 12 Expressschlingen zum Sichern, zum Klettern etwas Ausdauer im rauen Fels, und fürs Runterkommen ein Achter.

2 Anmerkungen von mir:
Trotz der zweifelsohne vorhandenen Fels- und Kletterqualität hat die Route im Sommer 2003 erst 6 oder 7 Wiederholungen bekommen. Wirklich eine Schande; wo sind die ganzen guten Allgäukletterer? Kommt und macht die Tour, besser ist´s an den Wenden auch nicht.
* Rainer hat sich von den anderen Touren überzeugen lassen, dass auch der Ausstieg zum Gipfel ohne Bruch machbar ist, und er hat 2003 noch ein paar Meter leichteres Gelände oben drangehängt (das ist nicht vielen Sachsen passiert, dass sie von Allgäuern gezeigt bekommen, dass man ganz auf den Gipfel geht. Der Rainer ist wohl doch schon lange weg vom Elbsandstein)

 

Infoseiten zum Klettern:

Freispitz

Heel-
zapfen

Krähe

Hahntenn-
joch

Feldern-
alm

Säuling

Ifen

Wampiger
Schrofen

Rote Platte
 Westpfeiler

Fallenbacher

Klettergärten um Füssen